Wie fühlt es sich an, wenn einem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Laudatio hält? Susanne Reichel-Visontay aus Biederitz hat es bei der Verleihung des Bundesverdienstordens erlebt. Wie sie Steinmeier erlebt hat.
Auf andere wichtige Post hatte Susanne Reichel-Visontay gewartet, als vor dreieinhalb Wochen ein Briefumschlag mit Absender des Bundespräsidialamtes in ihrem Briefkasten in Biederitz gelandet war. Dann blieb ihr die Luft weg.
Als sie las, dass sie am 27. August mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet werden soll, blieb ihr die Luft weg. Sie war gerührt. Auch Tränen seien geflossen. „Das kam aus heiterem Himmel.“ Gut eine halbe Stunde sei sie erst mal im Wohnzimmer auf- und abgelaufen, um die Nachricht zu verkraften.
Engagierte Lehrerin an Schönebecker Musikschule
Geehrt wurde Susanne Reichel-Visontay für ihr jahrzehntelanges Engagement als Musikschullehrerin. Seit 41 Jahren übt die 62-Jährige ihren Beruf aus – mit großem Einsatz, der über die Anforderungen hinausgeht. Sie unterrichtet an der Musikschule „Béla Bartók“ in Schönebeck Violine, Viola und Ensemblearbeit, ist darüber hinaus aktiv im Förderverein der Kreismusikschule Schönebeck. Ehrenamtlich leitet sie das Jugendstreichorchester „Saitenspiel“ und das Kinderstreichorchester „Kleine Harmonie“.
Ob sie ihren Sohn von der Ehrung in Kenntnis setzte oder enge Freunde, alle reagierten ähnlich: „Du hast das verdient!“. Für das, was man tue, eine so hohe Ehrung zu erhalten, sei schon außergewöhnlich. Susanne Reichel-Visontay empfindet die Auszeichnung nicht nur als eine persönliche, sondern für den gesamten Musikschulbereich. Ein Bereich, der von der Öffentlichkeit nicht immer so stark gesehen werde wie andere.
Viele Gratulanten meldeten sich
Die Verleihung des Verdienstordens nahmen viele Bekannte und ehemalige Schüler als Gelegenheit, sich bei ihr zu melden, zu gratulieren und ihre Freude auszudrücken, dass ihr großes Engagement diese Anerkennung erfahre.
Zur Verleihung in Stendal durften sie drei Personen begleiten. Dazu gehörten ihr Ehemann, eine ehemalige Schülerin und die Vorsitzende des Musikschulvereins. Ihr war es wichtig, Menschen mitzunehmen, die auch etwas mit der Ehrung zu tun haben.
Nächster Höhepunkt ist schon zum Greifen nah
„So aufgeregt wie in Zeiten meines Studiums“ sei sie in Stendal gewesen. „Die Laudatio des Bundespräsidenten hat mich sehr berührt. Das ging den anderen, die geehrt wurden, auch so.“ Frank-Walter Steinmeier (SPD) habe sie sehr nahbar und zugewandt erlebt. Für ihn sei der Termin kein bürokratischer Akt gewesen, sondern er habe sich für die Ausgezeichneten wirklich interessiert. Denselben Eindruck hinterließ Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), den Susanne Reichel-Visontay direkt nach ihrer Ehrung begegnete. Er habe sich wirklich für alle Geehrten gefreut.
„Noch bin ich nicht drüber hinweg“, sagte die Biederitzerin zu all den Erlebnissen, die die Verleihung des Verdienstordens mit sich brachte. Für sie sei es Verpflichtung weiterzumachen. „Ich bin noch voller Tatendrang.“ Der nächste Höhepunkt steht unmittelbar bevor. Am 23. September feiert „Saitenspiel“ das 20-jährige Bestehen. Das Jubiläumskonzert erklingt zur Eröffnung des neuen Musikschuljahres in Schönebeck.
Quelle: Von Manuela Langner Aktualisiert: 29.08.2024, 21:30 Volksstimme